“Eine Sichtachse oder Blickachse ist im Städtebau und in der Park- und Landschaftsgestaltung eine angelegte oder freigehaltene Schneise, die entlang einer Achse einen Blick auf bedeutende Bauwerke oder landschaftsprägende Elemente ermöglicht. (…) Häufig endet eine Sichtachse in einem Point de vue als visuellem Ziel.”

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Berühmte Beispiele sind barocke Schlossanlagen wie Schönbrunn oder das Belvedere, die in ihren Parks und Gärten unzählige Sichtachsen aufweisen. Meist ist dabei der Blickpunkt das Schloss, oft sind es aber auch kleinere Bauwerke in den Gärten (z.B. die Gloriette in Schönbrunn) auf die der Blick gelenkt wird.

Auch in der Städteplanung trifft man häufig auf Sichtachsen: Große Straßen wie der Champs Elyseés oder die Siegesallee enden an prunkvollen Bauwerken wie dem Triumphbogen, dem Brandenburger Tor oder der Siegessäule.

Nicht immer sind Sichtachsen auch gleichzeitig Wegverbindungen, besonders in der Gartengestaltung laufen sie oft über Wasserflächen oder über niedrige Hecken hinweg. Das hat einen besonderen Reiz: Sie führen das Auge, die Füße müssen einen eigenen Weg finden.

Auch in der Wohnarchitektur spielen Sichtachsen eine große Rolle. Sie vermitteln ein Gefühl von Großzügigkeit, und lenken den Blick ganz bewusst auf bestimmte Objekte oder Aussichten. Gleichzeitig bringen sie Ruhe und Struktur in die Planung und vermitteln so ein angenehmes, aufgeräumtes Wohngefühl.

Auch im Ybbshäuschen haben wir einige Sichtachsen geplant.

Durch die geöffnete Haustüre erlaubt die Gartentür aus Glas den Blick direkt in den Garten. Dazwischen liegt die Garderobe im Gewölbe, mit großem begehbaren Kleiderschrank und raumhohem Spiegel. Der Besucher hat die Wahl: Geradeaus in den Garten, oder doch über die Treppe in die Wohnräume im Obergeschoß? Oder – vielleicht zu späterer Stunde – ein Abstecher in den Weinkeller im Gewölbekeller?

Noch ist der Garten auf den wir hier durch das mit Baustellenstaub bedeckte Glas blicken, nicht sehr ansehnlich. Und trotzdem bereitet er uns täglich Freude.

Die zweite Sichtachse die ich mit euch teilen möchte zeigt unseren doch recht langen Gang. Ein Grundsatz der Hausplanung besagt ja eigentlich, Verkehrsflächen möglichst zu minimieren. Da unser Haus aber 30 Meter lang ist und wir auch keine Durchgangszimmer möchten, war hier keine andere Lösung möglich.

Wir können es aber gut verschmerzen, denn hier am Gang wird man viel von einem unserer persönlichen Highlights sehen: wir haben uns für flächenbündige, zargenlose Türen mit Überhöhe entschieden.
Die Tür vom Elternbereich lässt den Blick zum gemeinsamen Wohnbereich fallen, vorbei an den nach Süden gerichteten Kinderzimmern und den Arbeitszimmern im Norden. Vielleicht riecht man morgens schon den Kaffee und sieht den gedeckten Frühstückstisch? Am Abend spiegelt sich in der großen Fensterscheibe das flackernde Kaminfeuer. Und wir gehen durch unseren langen Gang zum Elternbereich, während hinter uns das Licht ausgeht und sich das Haus schlafen legt.

Die dritte Sichtachse die ich euch vorstellen möchte, zeigt den Blick vom Wohnzimmer, vorbei an Küche und Esstisch, durch das große Sitzfenster nach Süden in den Garten und bis zum Fluss.
Noch sind die Fensterscheiben schmutzig und staubig, bald werden sie aber bei Sonne und Nebel, bei Regen und Schnee den Blick ins Grüne fallen lassen.
Die beiden großen Lebensbäume im Garten rahmen das große Fenster ein und geben die Sicht nach Süden frei auf unsere beiden Birnbäume – und dahinter gleich auf die Ybbs, die dem Ybbshäuschen seinen Namen gegeben hat.

Auch von Außen ergibt sich eine Sichtachse auf das Ybbshäuschen. Die beiden alten Lebensbäume im Garten rahmen das große Sitzfenster ein, hinter dem sich bald unser Familienleben abspielen wird. Damit wir vor zuviel Sommersonne, aber auch vor neugierigen Blicken geschützt sind ist das Fenster übrigens mit Raffstores ausgestattet. Ein besonderer Blickfang ist hier natürlich die Fassadengestaltung aus Max-Platten (wir haben die Farbe “Patina Bronze” gewählt). Die restliche Fassade wird mit Putz ausgeführt.


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